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Hoffnungsbrief Nr. 43

Eingang: 21.01.2021, Veröffentlicht: 21.01.2021

Hoffnungsbrief Nr. 43
Liebe Gemeinde,

kennen Sie die Erzählung vom ersten Mörder in der Bibel? Der Mensch heißt Kain und erschlägt seinen Bruder Abel. Beide sind keine historischen Gestalten, die einmal gelebt haben, sondern werden als Typen geschildert. Sie sind ein typisches Brüderpaar. Was ist für zwei Söhne typisch, die zwar einer Familie entstammen, aber unterschiedliche Wege gehen? - Sie sind Rivalen, die miteinander um den ersten Platz bei Gott ringen. Wer setzt sich durch? Der, der handgreiflich wird. Kain setzt dabei auch seine Lebensweise durch. Er ist kein Nomade mehr wie sein Bruder Abel, sondern sesshaft geworden. Er pflügt einen Acker und lebt von den Erträgen seiner Felder. Abel dagegen gehört der älteren Lebensform der Viehhirten an, die für ihre Weide stets weiterziehen. Er lebt heute hier und morgen dort und kann nur das verzehren, was seine Viehherde gibt, z. B. Milch, seltener Fleisch.
Wie kommt es zum Brudermord? Beide sind religiös und wollen ihrem Schöpfer danken für den Ertrag ihrer Arbeit. Denn sie wissen: Hinter allem, was lebt, steht der Schöpfer. Er lässt es wachsen und gibt seinen Kindern Brot und den Tieren Weide. Der Nomade dankt Gott, indem er ein junges Schaf opfert, indem er einen Altar errichtet, auf dem er sein Opfer verbrennt. Der Ackermann dankt Gott, indem er Früchte seiner Felder auf seinem Altar verbrennt. Soweit so typisch für eine altorientalische Religion. Jeder opfert Gott Gaben, die er dem Feuer auf einem Steintisch übergibt. Aber das Opfer des Viehhirten Abel nimmt Gott gnädig an, indem er das Fett des Opfertieres schön brennen lässt, das Opfer des Kain dagegen nicht. Seine Früchte des Feldes schwelen nur; sie bilden keine Flamme, sondern Rauchschwaden. Gott ist ebenso frei, ein Opfer anzunehmen, wie ein anderes abzulehnen. Er kann - um es in unserem Glauben zu sagen - Gebete des einen erhören und die eines anderen nicht erhören.
Kain und Abel geraten darüber aneinander. Vielleicht steht auch ein anderer Konflikt dahinter. Haben die Tiere des Abel etwa auf Kains Feldern geweidet und seine Ernte beschädigt? Der Streit der beiden Brüder eskaliert und der Viehhirte wird von seinem bäuerlichen Bruder erschlagen.
Gott sieht wozu die Kinder seiner Geschöpfe fähig sind und stellt den Mörder zur Rede: Wo ist dein Bruder Abel? - Der antwortet recht scheinheilig: Ich weiß es nicht. Soll ich meines Bruders Hüter sein?
Welch Ironie, als ob ein Hirte gehütet, gar behütet werden müsste...
Gott lässt sich auf diesen Spott nicht ein und spricht zu Kain: Was hast du getan?! Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit zu mir von der Erde. Verflucht seist du auf der Erde, die ihr Maul aufgetan hat und deines Bruders Blut von deinen Händen empfangen hat. Wenn du den Acker bebauen wirst, soll er dir hinfort sein Vermögen nicht geben: Unstet und flüchtig sollst du sein auf Erden.
Tatbestand und Strafmaß des Brudermordes berichtet 1. Mose 4. Gibt es keine Hoffnung auf Erden, wenn sogar schon der Boden verflucht wird, dass die Menschheit nach Kain ihm nur mühsam etwas abringen kann? Kain bereut seine Untat und bekennt vor Gott: Meine Sünde ist größer, denn dass sie mir vergeben werden möge. Siehe, du treibst mich heute aus dem Lande und ich muss mich vor deinem Angesicht verbergen und muss unstet und flüchtig sein auf Erden. So wird mir´s gehen, dass mich totschlägt, wer mich findet.
Hoffnung auf Erden bringt die Reue des Brudermörders Kain! Er wird nicht vogelfrei damit totschlägt, wer ihn findet.
Gott macht ein Zeichen an Kain, dass ihn niemand erschlüge, wer ihn fände.
Das Kainsmal verhindert Blutrache und Vergeltung.
Es ist das Hoffnungszeichen auf Erden.
Nur ein neuer Weg kann das Unheil eines altbekannten Weges, gewalttätig zu werden, verhindern. Gott setzt ein Zeichen der Hoffnung, dass Mord nicht mit Mord vergolten werden soll, sondern mit einer wahrhaftigen Reue und Umkehr, damit solches nicht wieder geschieht.

Ihr Pastor Cornelius Meisiek

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