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Hoffnungsbrief Nr. 27

Eingang: 23.09.2020, Veröffentlicht: 24.09.2020

Hoffnungsbrief Nr. 27
Liebe Gemeinde,
heute steht eines meiner Lieblingsworte im Mittelpunkt des Gottesdienstes. Der eine oder andere von Ihnen kennt es auch und hat es vielleicht als Tauf- oder Konfirmationsspruch erhalten. Es ist ein Gotteswort, das für alle Christen gilt, aber insbesondere für die, die wie Paulus und sein Freund und Mitstreiter Timotheus in der Mission arbeiten. Missionare sind Menschen, die besonders geschickt sind, andere vom christlichen Glauben zu überzeugen. Dabei kommt es vor allem auf die Glaubwürdigkeit an. Lebt der Missionar nicht selbst nach dem Wort Gottes, kann er kaum andere dafür gewinnen, gläubig zu werden. Das Wort, das mich angesprochen hat, steht im 2. Timotheusbrief Kap. 1, Vers 7:
Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. Zu seiner Zeit gehörte schon Furchtlosigkeit dazu, den christlichen Glauben zu verkünden. Denn zum einen war das Reisen auf Schiffen im Mittelmeer nicht ungefährlich, z.B. durch Stürme oder Seeräuber, zum andern hatten die Leute schon eine Religion und waren nicht unbedingt auf der Suche nach einem neuen Glauben. Paulus begann seine Mission in der Synagoge, dem Versammlungsraum der jüdischen Gemeinde, die es schon in vielen römischen Städten gab. Der Brauch, dass jeder erwachsene Jude in der Synagoge einen Bibeltext vorlesen konnte, eröffnete ihm die Möglichkeit über Gottes Wort mit anderen Juden ins Gespräch zu kommen. Im jüdischen Sinn ist der eigene Glaube etwas, was zur Diskussion anregt. Eine heftige Diskussion konnte aber auch dazu führen, aus der Synagoge entfernt zu werden, was Paulus mehrfach geschah. Auch den buchstäblichen Schiffbruch auf dem Mittelmeer hat er erlebt.
Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. Im Glauben kann eine besondere Kraft liegen, wenn er einen Menschen trägt und sich in seinem ganzen Handeln widerspiegelt. Das galt nicht nur für Paulus, sondern auch später für die Theologen, die sich besonders mit Paulustexten befassten, wie den Kirchenvater Augustinus und den Reformator Martin Luther.
Eine Überzeugung, die andere bisherige Meinungen in Frage stellt, kann zum Stein des Anstoßes werden. Entweder findet sie Anhänger, die sie sich zu eigen machen oder sie wird abgelehnt, weil sie andere bisherige Meinungen in Frage stellt. Ein Maßstab für die Qualität einer Überzeugung ist die Liebe. Ist sie vom Geist der Nächstenliebe durchdrungen oder stellt sie eine Hassbotschaft dar, die andere Menschen demütigt und verspottet. Das dritte Merkmal einer guten Überzeugung, die es wert ist verbreitet zu werden ist die Besonnenheit. So Manches, was heute an Meinung verbreitet wird, ist bei näherer Betrachtung entweder unverschämt, hasserfüllt oder unbesonnen. Viele Kommentare, die im Internet gemacht werden, fallen unter diese Kategorie.
Wer besonnen ist, der beleuchtet Meinungen, Glaubensäußerungen und Texte überhaupt von mehreren Seiten. Sucht nach Argumenten für oder gegen diesen Text. Das Wort Gottes ist nicht autoritär, sondern fragt uns nach unserem Empfinden und will mit uns diskutieren über Gott und die Welt. Das ist unsere Glaubensüberzeugung: dass der liebe Gott seine Gläubigen nicht zu Fanatikern macht, sondern zu besonnenen, liebevollen Mitmenschen, deren Kraft nicht gewalttätig, sondern heilsam und erhellend wirkt.

Ihr Pastor Cornelius Meisiek
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