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Hoffnungsbrief Nr. 16

Eingang: 08.07.2020, Veröffentlicht: 08.07.2020

Hoffnungsbrief Nr. 16
Foto: Ladwig


Liebe Gemeinde,

im Englischunterricht in der Schule habe ich irgendwann voller Erstaunen festgestellt, dass es im Englischen zwei Wörter für “Himmel”
gibt. “Sky” meint den Himmel, den wir sehen können, an dem die Wolken entlangziehen und die Flugzeuge Streifen malen. “Heaven”
dagegen ist der Himmel, in dem Gott zu finden ist - und in dem auch wir ein Zuhause finden werden, wenn wir diese Erde verlassen.

Ich finde diese Unterscheidung gut, weil sie deutlich macht, dass Gott eben nicht irgendwo über uns auf einer Wolke sitzt, weit entfernt, in sicherem Abstand zu seiner Welt. Gott lässt sich nicht beschränken
auf einen bestimmten Ort; sein Zuhause, sein Himmel ist überall und er ist auch um uns herum, hüllt uns ein und berührt unser Leben.

Aber wenn Gottes Himmel überall ist, dann ist auch Gott überall - dann ist Gott auch hier, bei uns. Er begegnet mir in seiner Schöpfung, die mich immer wieder zum Staunen bringt mit ihrer Vielfalt: die unzähligen Farben, Formen und Schattierungen der Blumen im Sommer - die unterschiedlichen Tierarten, von denen ich nur einen Bruchteil kenne. Landschaftsformen, Naturwunder - und natürlich der Mensch. Auch in den Menschen, die meinen Lebensweg kreuzen, begegnet mir Gott. Sie sind genauso vielfältig in ihrem Denken, Fühlen und Handeln wie alles andere in Gottes Schöpfung vielfältig und einzigartig ist. Von jedem, von jeder kann ich etwas lernen - für oder über mich selbst. Keine Begegnung ist ein Zufall, da bin ich mir ganz sicher, und ich bin dankbar für jeden Menschen, den ich kennenlernen darf, auch wenn der eine oder die andere mir manchmal das Leben schwer macht.

Ja, Gottes Himmel , sein Zuhause, ist hier bei uns. Gott ist bei uns. Und auch wenn ich IHN nicht berühren kann, so berührt ER doch mich und nimmt Anteil an dem, was mir geschieht. Er legt seinen liebevollen Blick auf mein -global gesehen– doch wenig bedeutsames Leben und gibt ihm damit eine besondere Würde.

“Gottes Güte reicht, so weit der Himmel ist.” - so sagt es der Mensch, der den 36. Psalm betet, und so wird er es erfahren haben auf seinem Weg. Ob er damit den Himmel über uns meint oder das Zuhause Gottes oder ob für ihn beides eins ist - das weiß ich nicht. Aber durch den ganzen 36. Psalm zieht sich diese Gewissheit: Gott ist bei mir, was immer mir begegnet. Und auch wenn sich alle Menschen gegen mich stellen und mir Böses wollen: Gott lässt mich nicht im Stich.
Denn seine Güte umspannt die ganze Welt und streckt sich über allem aus, was ist - so, wie es der Himmel über uns tut.

Irgendwie hat das ja auch etwas für sich, wenn wir Gottes Himmel in Gedanken über uns verorten. Nicht, weil wir dann aufschauen müssen zu Gott - ich glaube, das hat er gar nicht nötig. Aber haben Sie schon mal versucht, den Blick nach oben zu richten, wenn sie gebückt stehen? Das geht gar nicht! Wenn ich in den Himmel sehen will, muss ich mich aufrichten.

Manchmal drückt uns das Leben nieder. Manchmal scheint Gottes Güte meilenweit entfernt.
Aber Gottes Himmel ist ganz nahe, trotz Allem. Und wenn ein Unwetter über mein Leben zieht und die Last der Welt meine Schultern niederdrückt, reicht es manchmal schon, wenn sich die Wolken in den Pfützen spiegeln, um mich daran zu erinnern, dass der Himmel immer noch da ist.

Herzlichst, Ihre Zwischenzeit - Pastorin
Anne-Christin Ladwig
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